Die Welt hat gerade die massivste Disruption des bisherigen Jahrhunderts erlebt und hat teilweise noch immer daran zu knabbern. Ein besonders stark betroffenen Bereich ist die Arbeitswelt – viele Menschen arbeiteten während der Covid-19-Pandemie komplett anders, als in der Zeit zuvor. Mit dem schleichenden Ende der Pandemie stellt sich nun die Frage, wie sich die Bürowelt und Büroimmobilien langfristig verändern werden. Hierfür wäre eine Glaskugel, die Zukunft vorhersagen kann, schon sehr wertvoll. Falls gerade keine zur Verfügung steht, kann ein Blick auf Megatrends hilfreich sein. Denn Megatrends verändern die Welt auf vielen Ebenen. Aber wo liegen Opportunitäten? Wie können diese eruiert werden? Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick auf die treibenden Megatrends werfen, die einen grossen Einfluss auf das “New Normal” in der Immobilienbranche haben können.
> Das ist doch Digitalisierung?!
Digitalisierung bzw. Digital Literacy ist “the new normal”, aber steht natürlich nicht für alle Megatrends. Laut dem Megatrend-Report des Zukunftsinstituts sind Megatrends lang anhaltende gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Veränderungen, die zahlreiche Lebensbereiche (u. a. Arbeitswelt, Konsum- und Freizeitverhalten, Gesundheit, Bildung, kulturelle Identität und politische Teilhabe) massiv beeinflussen. Diese komplexen Dynamiken wirken in verschiedenen Regionen und Gruppen unterschiedlich, zeitlich versetzt und keineswegs immer stetig voranschreitend.
Es gibt 12 zentrale Megatrends unserer Zeit, die wunderbar auf der Megatrend-Map aufgezeigt werden:
> Es kann doch niemand wirklich die Zukunft vorhersagen!?
Ja, das stimmt natürlich. Aber diese Methode der Trendforschung hilft, die hochkomplexen und vielfältigen Veränderungsdynamiken der Gesellschaft greifbar zu machen. Die Komplexität wird auf ein verdaubares Level reduziert. Dadurch können Megatrends als Navigationshilfen für gegenwärtige und künftige Wandlungsdynamiken genutzt werden.
Ab wann also spricht man von Megatrends? Die Trends werden folgendermassen gebildet:
Wenn alle vier Komponenten erfüllt sind, entstehen so Megatrends.
Steiner bewegt sich stark im Megatrend Urbanisierung, da dieser für die Baubranche äusserst relevant ist. Weltweit leben in Städten immer mehr Menschen und machen sie zu den wichtigsten Lebensräumen der Zukunft. Deshalb müssen Städte neu gedacht werden: Sie sind mehr als Orte – sie sind hyperkomplexe, dynamische Systeme, wichtige Problemlöser globaler Herausforderungen, kreative Zentren der pluralistischen Gesellschaft, Knotenpunkte der globalisierten Wirtschaft und zunehmend auch mächtige politische Akteure. Welchen Beitrag kann die gebaute Umgebung hier also leisten?
Im Folgenden werden wir unseren Fokus etwas öffnen und fünf weitere relevante Trends des Zukunftsinstituts anschauen, die für die Gestaltung von gebauter Umgebung in Zukunft relevant sind:
WISSENSKULTUR
Die Welt wird immer schlauer. Unser Bildungsstand ist so hoch wie nie und wächst fast überall weiter. Dieser Megatrend beeinflusst unser Wissen und die Art und Weise, wie wir mit Informationen umgehen und sie verarbeiten. Kooperation und dezentralisierte Strukturen zur Wissensgenerierung breiten sich aus. Dadurch wird eine enorme Mengen an Wissen generiert und es entstehen neue Formen der Innovation, des Lernens, Forschens und der Zusammenarbeit. Der digitale Zugang zu Wissen ist niederschwellig, somit verliert Wissen zunehmend seinen elitären Charakter und wird zum Gemeingut. Die Herausforderungen der nächsten Jahre sind die zunehmende Vernetzung der Bildung und unvorhersehbare Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt. Diese Entwicklungen verlagern den Fokus hin zum Lifelong Learning, zur Vermittlung von Methoden und zu Soft Skills. Ultimativ beeinflussen diese Veränderungen die Nutzendenbedürfnisse im Immobilienbereich, beispielsweise bei internen und externen bereichsübergreifenden Möglichkeiten zum Wissensaustausch und die damit verbundenen räumlichen Veränderungen.
KONNEKTIVITÄT
Dieser Megatrend beschreibt das Prinzip der Vernetzung durch digitale Infrastrukturen. Wie die meisten von uns bereits im Alltag erleben, verändern vernetzte Kommunikationstechnologien unser Leben grundlegend. Sie reprogrammieren soziokulturelle Codes und bringen neue Lebensstile, Verhaltensmuster und Geschäftsmodelle hervor. Diese Reprogrammierung in verschiedenen Bereichen hat Auswirkungen auf die Art und Weise wie wir Arbeiten und Leben. Entsprechend entstehen diversere Anforderungen an Technologie in Zusammenarbeit mit Räumlichkeiten. Die digitale Vernetzung löst alte gesellschaftliche Strukturen auf, lässt die Kommunikationsmöglichkeiten explodieren und erzeugt ein neues Level an Komplexität. Noch immer befinden wir uns daher in einer Frühphase der Digitalisierung, in der vieles durcheinander geht. Trotzdem sollte die Digitalisierung nicht mit Technologie gleichgesetzt werden, denn der digitale Wandel ist kein rein technologischer, sondern ein soziotechnischer Prozess, in dem der Mensch eine immer wichtigere Rolle spielt.
NEO-ÖKOLOGIE
Die Neo-Ökologie etabliert ein neues Werte-Set, das sich auf jeden Bereich unseres Alltags auswirkt. Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit entwickeln sich vom individuellen Lifestyle und Konsumtrend zur gesellschaftlichen Bewegung zu einem zentralen Wirtschaftsfaktor, der alle unternehmerischen Sphären beeinflusst. Konsumierende und Beschäftigte etablieren neue Logiken und Wertesysteme, „Umwelt“ und Wohlbefinden werden zur Grundlage einer neuen globalen Identität. Der Megatrend redefiniert die Werte der globalen Gesellschaft, der Alltagskultur und der Ökonomie. Auch hier sind Auswirkungen auf die Bau- und Immobilienbranche zu beobachten. Die Nutzendenbedürfnisse und Ansprüche sind nicht mehr dieselben, wie sie es noch vor ein paar Jahren waren. Der Mehrwert von Natur und Wohlbefinden in gebauter Umgebung entwickelt sich stetig und setzt somit neue Masstäbe für die Industrie.
NEW WORK
Das Verständnis von Arbeit befindet sich unter dem Einfluss des “New Work” grundlegend im Wandel. Die klassische Karriere hat ausgedient und die Sinnfrage rückt in den Vordergrund. So verschwimmen Grenzen zwischen Leben und Arbeit. Die rationale Leistungsgesellschaft des Industriezeitalters mit Überstunden, Konkurrenzkampf und Präsenzzeiten hat sich als nicht zukunftsfähig erwiesen. Mit der Corona-Krise als Beschleuniger setzen sich New-Work-Modelle nun rasant durch. Der krisenbedingte Digitalisierungsschub fördert neue Arbeitsstrukturen. Unternehmenskulturen werden agiler und adaptiver, während Mitarbeitende sich stärker als Problemlöser für gesellschaftliche Zukunftsaufgaben sehen.
INDIVIDUALISIERUNG
Hier spiegelt sich das zentrale Kultur-Prinzip der aktuellen Zeit: Selbstverwirklichung innerhalb einer einzigartig gestalteten Individualität, angetrieben durch die Zunahme persönlicher Wahlfreiheiten und individueller Selbstbestimmung. Dabei wird auch das Verhältnis von Ich und Wir neu ausgehandelt. In Zukunft steht immer weniger das solitäre Ich und zunehmend das Ich im Kontext von Beziehungen im Mittelpunkt. Das Ich wird neu definiert, die Konzepte von Freiheit und Verantwortung richten sich neu aus. Identity Design und Diversity behalten einen elementaren Stellenwert. Doch in Zukunft wird es noch stärker um die Wechselwirkung zwischen Individuum und Umwelt gehen. Deshalb können zukünftig Veränderungen in der Umwelt erwartet werden, die schlussendlich einen grossen Effekt darauf haben, wie Menschen sich im Raum bewegen und arbeiten.
> Warum nur die Vorhersage von Trends nicht hilft, sich auf die Zukunft vorzubereiten
Gemäss FactCompany ist es leicht zu sagen, dass sich eine bestimmte Technologie im nächsten Jahr durchsetzen wird, aber dadurch bleiben wir in einer linearen Vorstellung von Fortschritt verhaftet, anstatt nach echter Innovation zu streben.
Ein gutes “Futures Thinking” und “Foresight” erfordert in unserer Zeit der zunehmenden Volatilität, dass wir zu neuen Praktiken übergehen, die sich auf mehr als nur die neuesten Mega-Trends konzentrieren. Trends neigen dazu, uns mit dem zu verbinden, was unmittelbar ist und uns umgibt, aber sie reichen nicht aus, um zu erkennen, was sich verändert, was sich abzeichnet und was möglich ist. Wir müssen über die Trends hinausgehen und eine neue Welt von Leitmotiven erkennen, die von Werten, Auswirkungen, Systemen, Design und Aspirationen bestimmt werden. Im Zeitalter der Disruption ist Kontext alles.
Unsere Welt ist im vollen Wandel. Perspektiven und Möglichkeiten können uns auf das einstimmen, was vor uns liegt. Tristan Horx vom Zukunftsinstitut hat es schön zusammengefasst: “Auch wenn die Zukunft schrecklich und anstrengend erscheinen mag, gibt es nur eine Art und Weise, um sie besser zu machen und das beginnt mit dem richtigen Mindset – einem Future Mindset.” Wir brauchen also eine gute Dosis Mut für ein zukunftsfähiges Mindset.
Für Super-Interessierte liefert das Megatrend-Glossar einen kompakten Überblick der wichtigsten Trendbegriffe rund um die 12 Megatrends und deren Subtrends. Ausserdem ist das Oh!ffice Paper vom Gottlieb Duttweiler Institut definitiv eine Lese-Session Wert, um einen holistischen Blick zu bekommen.
Steiner setzt sich gezielt mit diesen Trends auseinander, um gemeinsam mit Kunden und Partnern die gebaute Welt von Morgen mitzugestalten. In den nächsten Wochen sprechen wir über gezielte Entwicklungen, die diese Trends bereits heute oder in Zukunft haben werden.
Wir sind gespannt auf eure Gedanken! Teilt sie mit uns in den Kommentaren und lasst uns darüber unterhalten.
Text: Studio Banana in Kollaboration mit Steiner AG
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1 Kommentare
Daniel Dauwalder
Ihr Lieben, danke für den sehr guten Beitrag und die interessanten Einblicke in die Trends und dessen Entwicklung. In der Tat verändert sich sehr viel und wird noch mehr kommen. Trend zu sein ist sehr wichtig. Wichtig finde ich in der ganzen Veränderung, ist das GEMEINSAM nicht aus den Augen zu verlieren. Durch Corona und auch dieser Härtetestung für viele Erdenbewohner hat auf der einen Seite durch die Digitalisierung gezeigt, dass Zusammenarbeiten auf andere Weise auch geht, mit sehr vielen positiven Veränderungen. Auf den anderen Seite wurde der EGOISMUS und das ICH gefördert, was wir unbedingt beobachten und bearbeiten/entgegenwirken müssen. TEAMfähigkeit ist weiterhin sehr wichtig und das TRAGEN miteinander von grosser Bedeutung. Das heisst OPFER (eigenen Vorteil nicht nur als Prio 1 zu sehen) bringen, für andere einspringen nicht ausblenden. Das habe ich persönlich bei Steiner während 26 1/2 Jahren gelebt und praktiziert. Auch im Privatleben in der Familie, unter Freunden, in der Gesellschaft umgesetzt. Es gibt viele Beispiele dazu, welche mir Anzeichen dafür geben, das wir daran Arbeiten müssen. Ich freue mich auf die weitere gemeinsame Entwicklung der idealen Zukunft und Trend voranzutreiben. Wünsche allen viel Erfolg und WIN für Steiner AG.