Im August 2023 startete die öffentliche Auflage des Bebauungsplans und der Teilzonenplanänderung des Bell Areals in Kriens. Anlässlich der Informationsveranstaltung zum Bebauungsplan in Kriens hiess die Grundeigentümerin Logis Suisse und die Immobilienentwicklerin Steiner AG rund 60 Interessierte auf dem Bell-Areal zum Podiumsgespräch willkommen. Aus verschiedenen Perspektiven wurden Fragen beleuchtet, die für das neue Stück Stadt relevant sind: Wie entsteht ein lebendiger öffentlicher Stadtraum? Welche publikumsorientierten Nutzungen braucht es? Welche Rolle spielt dabei das Gewerbe?
Erfolgsfaktoren für ein gelungenes Stück Stadt
Als Einstieg in die Thematik zeigte Michael Hauser anhand des Sulzerareals in Winterthur die wesentlichen Erfolgsfaktoren für eine Arealentwicklung auf. Der heutige Coach für Ortsentwicklung und Immobilienprojekte war als damaliger Stadtbaumeister von Winterthur direkt ins Projekt involviert. Das Sulzerareal ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie aus einem ehemaligen Industrieareal ein lebendiges Stadtviertel mit Geschichte entstehen konnte, das einen gesunden Mix aus Wohnen, Arbeiten und Leben bietet.
Historische Gebäude und Hallen sind das Rückgrat eines Areals und äusserst wertvoll. «Wichtig ist, dass etwas Neues entsteht, das nicht austauschbar ist, und die Geschichte weitererzählt, von der das Areal lebt», so Hauser. Eine Arealentwicklung sollte deshalb stets einen gewissen Anteil an Bestand enthalten. Wie auch auf dem Sulzerareal bleiben auf dem Bell-Areal Zeugen der industriellen Vergangenheit erhalten – und sie werden aufgewertet: Rund um diese Zeitzeugen wird sich das öffentliche Leben drehen.
Die Rolle des Freiraums und Gewerbes für einen belebten Ort
Zentral für das öffentliche Leben und die Belebung eines neuen Stadtteils sind die Freiräume und deren Nutzung, sowie deren Anbindung an die angrenzenden Erdgeschoss- respektive Gewerbenutzungen. Dies wurde nicht nur deutlich im Inputreferat, sondern auch im anschliessenden Gespräch, moderiert von Urs Steiger, Experte für Raum- und Landschaftsentwicklung. Auf das Podium gesellten sich nebst Michael Hauser die Krienser Stadtpräsidentin Christine Kaufmann-Wolf, der Architekt und Vertreter des Planerteams Donat Senn, sowie Peter Schmid, Verwaltungsratspräsident der Grundeigentümerin Logis Suisse AG.
Damit die Leute auf das neue Areal kommen, müsse der Freiraum und das Gewerbe den Erwartungen der Bevölkerung entsprechen, waren sich alle einig. Bei der Entwicklung des Freiraums kann die Bevölkerung gut miteinbezogen werden, zum Beispiel bei Mitwirkungsprozessen: Wozu sollen die Freiräume genutzt werden, was soll dort stattfinden? Dies wirft allerdings eine weitere Frage auf: Wer regelt die Nutzung? Vor allem mit Blick auf den Entscheid des Krienser Einwohnerrats, dass die Stadt auf den Kauf des Platzes verzichtet, ist dies zu klären. «Natürlich hätten wir begrüsst, dass die Stadt den Platz kauft, gerade auch weil das Siegerprojekt wegen seiner Offenheit ausgewählt wurde», so Schmid. «Wir halten aber natürlich an unserem Ziel fest, einen öffentlichen Platz für alle Krienserinnen und Krienser zu schaffen. Doch als Grundeigentümerin werden nun wir zu verantworten haben, wie der Platz genutzt und bespielt werden soll, welche Aktivitäten stattfinden sollen.»
Beim Gewerbe stellt sich die Frage: Wo ist welche Gewerbeart sinnvoll und was wird von der Quartierbevölkerung auch gebraucht? So kann zum Beispiel «lautes» Gewerbe wie Produktionen oder Industriebetriebe nicht dort untergebracht werden, wo gewohnt wird – zu viel Lärm. Läden mit Laufkundschaft ziehen im Gegensatz zu «geschlossenem» Gewerbe Leute an und bringen Leben aufs Areal, sofern es keine leerstehenden Gewerbeflächen gibt. Die Befürchtung ist nämlich gross, dass es aufgrund der vom Einwohnerrat geforderten Erhöhung des Gewerbeanteils auf 25 Prozent – sprich 20'000 Quadratmeter – zu Leerständen kommt. Damit ist niemandem gedient, auch dem heutigen Gewerbe nicht. «Den Entscheid des Einwohnerrats gilt es zu respektieren, aber Leerstände wären schlimm fürs Quartier», betonte die Stadtpräsidentin. Das Gewerbe, so wurde im Gespräch klar, wird also noch zu reden geben.
Insgesamt hat der Abend gezeigt, dass das Bell-Areal auf gutem Weg ist, zu einem gelungenen Stück Stadt zu werden. Die Krienser Bevölkerung begegnet dem Projekt mit Wohlwollen, nicht zuletzt, weil sie seit Beginn mitreden kann und offen informiert wird.
Weitere Informationen zum Bell-Areal sind zu finden unter www.bell-areal.ch.